Dienstag, 17. November 2015
Worte über: Film
Hanada ist ein eiskalter Killer, ist hart zu seiner Frau und liebt Reis, und den Geruch von Reis. Bis er eines Tages die geheimnisvolle Misako im Regen begegnet, die ihm beauftragt, einen Mann zu töten. Doch er versagt und bringt aus versehen eine gerade vorbeigehende Passantin um; seitdem wird Hanada von seiner eigenen Organisation gejagt...

In dieser melancholischen Mischung aus Gangster-Thriller und Film Noir auf japanisch ist die Welt kalt und emotionslos. Misakos Gestik ist durchweg ausdruckslos und wie versteinert. Vom Leben hat sie nichts zu erwarten. Hanadas Lebensinhalt definiert sich einzig über dessen "Beruf".
Stilvoll gefilmt und in ästhetischen s/w-Bildern gehalten ist Branded to kill im Handlungsverlauf etwas zerhäckselt geschnitten; Situationen auf 2 Zeitebenen sind ineinander geschnitten, oder Szenen gehen abrupt mitten in der Handlung in einander über. Dies verleiht dem Film eine (alb-)traumhafte und beinahe surreale Note.

Hanada wird sich in Misako verlieben, oder was er dafür hält. In einer Welt, in der die Auftragskiller streng nach Ränge gegliedert sind und ich gegenseitig angreifen, Liebe als menschliche Schwäche gilt, wird ihm das Zulassen von Gefühlen - in Anflug an Selbstüberschätzung - schließlich zum Verhängnis werden.




Worte über: Film
Nachdem Peter bei einem Autounfall vor einem Jahr sein Gedächtnis verlor, hat er sich wieder aufgerafft, führt ein geregeltes Leben; bis ihm sein Psychiater mit einem vermeintlich alten Bekannten vertraut machen will, dieser offenbart ihm: Peter heißt in Wirklichkeit Ted Wollen, ist mit einer Frau namens Sara verheiratet und, ein vermeintlicher Krimineller. Mit gezückter Waffe verlangt der Unbekannte die Wahre zurück, die Ted der Verbrecher-Organisation gestohlen haben soll, wird aber dabei selber ermordet.

Duccio Tessaris Film baut auf die interessante Ausgangssituation auf, dass Ted als vermeintlich unbeteiligter Dritter mitten ins Geschehen hinein geworfen wird, seine Vergangenheit dem Zuschauer, und ihm, sich puzzlestück-artig offenbart; quasi ist er sich dieser schutzlos ausgeliefert, wer er in Wirklichkeit ist bzw. war.
Gelotst wird er durch seine Vergangenheit von einem ehemaligen Kollegen - der natürlich darauf angewiesen ist, das Gestohlene wieder zu beschaffen - nie wissend, inwieweit ihm dabei die Wahrheit erzählt wird, oder nicht alles nur erfunden und konstruiert ist.
Kleinere Ungereimtheiten in der Handlung empfand ich als etwas störend. So erkennt Ted erst, nachdem er durch Sara erfahren hat, dass sie ihm nie ein Telegramm geschickt hat (mit der Bitte, zu ihr zu kommen), dass ihr Treffen inszeniert wurde; nachdem am Bahnhof ein Mann beim Vorbeigehen Ted erst mit dem Finger auf Sara zeigen musste, damit er sie erkennt. Guten Morgen.
Stylistisch zoomt und schwingt die Kamera wie verrückt, was mir auf Dauer etwas zu anstrengend war.
Spannend erzählt und typisch italienisch.




Am Donnerstag Vormittag mochte ich diesen Satz der Psychologin nicht recht einzuordnen, erst an jenem Abend hörte ich von der Sache mit der Flüchtlings-Lawine von der Schwarzen 0; witzigerweise medial zuerst in der Sendung quer, die dieses Statement natürlich durch den Kakao zog.
Ich weiß nicht recht, es kann doch nicht mehr normal sein, das hier nur fast ausschließlich ein Meinungsbild vorherrscht, in dem Flüchtlinge nur als die unbekannte Bedrohung angesehen werden; sei es nicht offen hetzerisch menschenverachtend, die Einstellung offenbart sich bei vielen als nicht ganz verschieden - in einer Gegend, wo man im Grunde nicht viel selber davon mitbekommt, es sei denn, man stört sich daran, Frauen in Kopftüchern oder auch öfters Menschen augenscheinlich aus Afrika auf der Straße zu begegnen.
Nicht wirklich nachvollziehbar finde ich auch solche Argumente wie, das eigene Volk würde verarmen, während die Ausländer alles bekommen würden. Wo wären diese denn finanziell - wie so oft beschworen - besser gestellt?
Als Beispiel wurde in dem kleinen aufkommenden Gespräch auch gesagt, Friseure würden viel zu wenig verdienen, wieso gäbe man z.B. diesen oder anderen Geringverdienern wie Altenpfleger nicht mehr Geld oder , anstatt für Flüchtlinge. Mir erschließt sich die Zusammenmischung dieser 2 Themenkomplexe nicht; was hat der Lohn von Friseuren - und die Meinungen am Anfang des Jahres (Mindestlohn) kann man sich vorstellen - mit Flüchtlingen zu tun? Ich denke immer, wenn schon Geld ausgeben, dann wenigstens für sinnvolles, wie anderen Menschen zu helfen. Und ich kann nicht glauben, das für ein reiches Land wie Deutschland nicht möglich sein soll, dem viel beschworenen "deutschen Volk" und anderen Menschen in Not zu helfen. (Zudem helfen die ganzen ehrenamtlichen Helfer). Und ich habe mich noch keinem fragen gehört, was Grenzzäune und Patrouillen zur Abschottung kosten. Aber "Gefahren"-abwehr scheint ein höherer Zweck zu sein.




Worte über: Film
Zur Einstimmung zum geplanten - schon lange überfälligen - Blu-Ray Kauf von 00 Schneider - Im Wendekreis der Eidechse habe ich mir endlich diese 2 Filmwerke angesehen.
In Texas nimmt sich Helge Schneider, wie nur wenige, die Freiheit heraus, nicht einen wirklichen Film mit einer eindeutigen linearen Handlung zu erzählen, vielmehr ist es ein Sammelsurium an kruden Witzen, Nummern & Gesangseinlagen; in einem zusammengerümpelten Set, in dem absichtlich nichts zusammenpasst (moderne Küche im Wilden Westen, oder eine neue getäfelte Wand nebens Haus). Oder Schneider hampelt einfach nur rum oder findet sich selber komisch... Auf Dauer war es mir stellenweise doch etwas zu langwierig, dafür wird aber auch immer mal wieder auf die Kacke gehauen. Und seine Mutti wird von einem Mann so plump und wie selbstverständlich in der Rolle in einer Frau gespielt, dass man eher lacht als das es altbacken wirkt.
00 Schneider schmiegt sich dem schon eher der Definition eines Films an. Das Set durchbricht hier nur im Detail die Film-Realität, so ist z.B. der Tiger im Käfig ein Mann im Kostüm, Lieutenant Körchgen wird von einer Gummi-Schlange fast erwürgt, bzw. "erwürgt" sich selber; oder die Polizei-Uniformen. Schneider spricht weniger aus dem Off und kommentiert auch eher das Geschehen, als dass die Fragmente wie in Texas miteinander zu verbinden. Dafür wird auch hier so plump und aufgesezt wie in einem schlecht-übertriebenden Werbespot gespielt, dass es Spaß macht.
Die Kameraführung & Bildkompositionen sind etwas ausgefeilter und nicht mehr so stark wie dahingerotzt, mit einer freischwingenden Kamera. Die Ästhetik ist nach wie vor auf dem Niveau einer billigen TV-Produktion.
In der Zweitrolle ist Schneider als der Kunstsammler & Bösewicht Nihil Baxter zu sehen, der wie der Nasenmann in Texas im Grunde viel zu blöd ist, um eine "Gefahr" darzustellen. Im ersten Film kommt Doc Snyder nicht durch die Schwing-Tür aus dem Saloon raus, im zweiten schafft es 00 Schneider nicht mit dem Auto über die Bordsteinkante (bis die Nachbarin kommt), das hat auch etwas von Gag-Recycling mit Variationen.
Auskennen tu ich mich in seinem Werk fast nicht. Als nächstes geht es dann mit Doktor Hasenbein! weiter, bis ich mich für bekloppt genug erkläre, für den nächsten Helge-Schneider-Film Geld auszugeben. Eigentlich ist vor allem Texas filmisch gesehen Schrott, der durch Helge Schneider zu "etwas" gemacht wird: sehenswertem.




Gestern hatte ich keine Lust, aufzustehen. Am Wochenende bekam ich schon einen Vorgeschmack auf das, was vermutlich kommen würde; das erwartete hassgefüllte Gerede eines Verwandten zu den Aussagen von Politikern im TV, Flüchtlinge sollten nicht pauschal als potentielle Terroristen verdächtigt werden: sie hätten "die" doch selber ins Land geholt.

Nach der obligatorischen Schweigeminute wurde nach vorne heraus Sätze gesagt wie das schlimme sei, dass nun Menschen, die Schutz suchen, die Schuld zugesprochen werde - von jemandem, der schon ganz andere Kaliber vom Stapel gelassen hat. Ein unglaublicher Moment. Solidarität und Mitgefühl ausgesprochen.
Doch danach hieß es doch noch Vorhang auf! und Bühne frei für das Stammtisch-Gerede. Dass man es komisch findet, dass syrische Pässe neben 2 Tätern präsent da lagen hielt nicht davon ab, den "Flüchtlingsstrom" und den "offenen Grenzen" die Schuld zuzusprechen.

Passend dazu wurden heute Ausländer gehasst und wehleidig Dresden in zu weiter Entfernung gesehen, weil sie Abends Licht(!) anhaben (diesen Luxus können "wir" uns als Deutsche nicht leisten). Nicht vergessen schnell nachzuschieben, dass man nichts gegen "richtige" Flüchtlinge hätte, die vor Krieg fliehen, aber das seine ja nicht alle. Hohle Phrasen werden wie Feigenblätter vor sich hergeschoben.




Worte über: Gedanken
Am Samstag Nachmittag war es mir - nach einigem Zögern - doch nicht danach, meine wilden Gedanken über Helge Schneiders Filmen zu posten; die Bilder von den Anschlägen in Paris hatte ich zuerst zufällig am späten Freitag Abend gesehen.
Schon komisch, wie unterschiedlich - und selbstverständlich - man ergriffen ist, abhängig davon, wo etwas passiert.
In Ländern wie Syrien o. Irak ist so eine Situation vielleicht schon "Alltag", Meldungen über Selbstmordanschläge aus diesen Ländern gehört auf Sendern wie Al Jazeera English quasi zum Standard-Repertoire. Passiert was schlimmes mehr in der gefühlten Nähe, wird den Opfern eine Gedenkminute gewidmet. Völlig normal berichten die Medien der jeweiligen Länder nach international Aufsehen erregenden Anschlägen oder Unfällen, wieviele Tote "ihrer" Staatsangehörigkeit unter den Opfern sind. ALLE hatten ein Leben, und eigentlich hat dieses nicht mehr Wert, ob jemand Deutscher, Engländer, Franzose oder wer auch immer war.
Dies ist ein Gedanke, der auch gerne dafür herleiten kann, jegliche Opfer von Verbrechen zu egalisieren; schließlich sterben woanders auch Menschen, über die man gerade keine Gedanken verschwendet.
Nein, sei erschüttert über Paris, aber vergiss dabei nicht, das zur gleichen Zeit überall auf der Welt furchtbare Dinge passieren.