Zuletzt geändert: 2016.02.18, 19:02 | | 0 Kommentare | Kommentieren
Mal wieder Lust gehabt, ihn mir anzuschauen. Zu recht ein Klassiker und ich mag diesen Film. Zugegeben: die Handlung hatte Hitchcock in seinen Grundrissen (Unschuldiger gerät ohne eigene Schuld in krumme Geschäfte dritter, wird an einem Mord verdächtigt, und versucht im weiteren Verlauf, seine Unschuld zu beweisen; währenddessen er auf seinen Fluchtweg eine schöne Frau kennen lernt und sie am Ende heiraten.) in Variationen dutzende Male verfilmt. Trotzdem grandios.
Hier wird der Werbefachmann Thornhill fälschlicherweise für den Agenten Kaplan gehalten, und entführt. Nach dem misslungenen Versuch, ihn umzubringen, begibt er sich selber auf die Suche nach dem mysteriösen Kaplan, um die Wahrheit seiner abenteuerlichen Geschichte zu beweisen (Er wird mit Alkohol abgefüllt und flieht rasend und total betrunken am Steuer). Dummerweise wird dabei aber einer seiner Befragten ermordet, und so muss er sich fortan nicht nur vor den Kriminellen fliehen, sondern wird auch noch von der Polizei als Mörder gesucht. Auf der Flucht begegnet ihm die schöne Eva, und wird seine Begleiterin...
Venus im Pelz (La Vénus à la fourrure) Frankreich & Polen 2013, Roman Polanski
Völlig zu spät trifft die Schauspielerin Wanda zu ihrem Termin zum Vorsprechen des Theaterstücks "Venus im Pelz" ein. Als einziger noch im Theater anwesender ist der Regisseur und Drehbuchautor des Stücks, Thomas; genervt und übelgelaunt, da keine sich bei ihm vorgestellten Schauspielerinnen seine Erwartungen entsprechen konnten. Und auch in Wanda , als unbeholfen und Klischee-dumm erscheinend, setzt er keine Erwartungen. Widerwillig lässt er sich schließlich doch dazu überreden, sie vorspielen zu lassen, und ist vom ersten Augenblick an begeistert, wie natürlich sie die Rolle vorträgt...
Mit der Zeit ihres Zusammenspiels verschmelzen Realität und die Realität des Stückes immer mehr miteinander, die beiden Schauspieler zunehmend mit ihren zu spielenden Figuren. Wo Wanda anfangs das Stück noch augenscheinlich aus einer ungebildeten und naiven Sicht als pornografisch und frauenfeindlich, und Thomas den Kunstbegriff als Gegenwehr ganz oben hielt, kristallisieren sich ihre Beweggründe und verborgenden Obsessionen immer mehr heraus.
Venus im Pelz ist Minimalismus in seiner minimalistischsten Form; auskommend mit der Theaterbühne als einzigen Schauplatz und Emmanuelle Seigner und Mathieu Amalric sind nicht nur die beiden Hauptdarsteller, sondern auch die einzigen Darsteller. Sie tragen das gesamte Geschehen, und es macht die ganze Zeit Spaß, ihnen zuzuschauen. Dank ihrem vitalem Spiel, sowie einer doch nicht geringen Menge an Humor, ist zu verdanken, dass der Film nicht langweilend und dröge dahinplätschert - der Hauptteil sind Dialoge, eine große spannungsgeladene, actionreiche Story sucht man freilich vergebens - sondern mit einem gewissen Teil an Unterhaltungswert zu genießen ist.
Eine Aufarbeitung von Polanski-typischen Obsessionen, vielleicht auch eine Satire über erniedrigende sexuelle Phantasien und über dem Ziel hinaus schießenden Kampf-Feminismus.
Zuletzt geändert: 2016.02.14, 23:07 | | 0 Kommentare | Kommentieren
Denn was Truman nicht was: er ist der Star seiner eigenen TV-Show, die ganze Stadt nur eine riesengroße Kulisse, und jeder Mensch um ihn herum Schauspieler.
Die überkandiedelte Kleinstadtidylle erinnert mich an David Lynchs Blue Velvet, doch wo Blue Velvet sich von der Kleinstadt-"Realität" löst und nach und nach in den Sumpf der menschlichen Abgründe abtaucht, taucht the truman show in die Abgründe des TV-Business ein.
Als Satire hält sich der Film nicht gerade subtil, die ganze Zeit werden zur Werbung Produkte in die Kamera gehalten und angepriesen, wir bekommen nicht nur einen Lehrkurs, wie man richtig mit emotionaler Musik manipuliert, sondern wie sich Truman unbewusst nach Drehbuch manipulieren und fernsteuern lässt.
Truman könnte auch als der naivste Mensch der Welt eingehen (inklusive Dödel-Frisur), so freut er sich (und findet es kein bisschen seltsam) von einem Regenguss auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden, ein vom Himmel fallender Scheinwerfer scheint ihn nicht länger zu beschäftigen; erst, als er seinen totgeglaubten Vater sieht und dieser von Passanten weggeschleppt wird, hegt er Verdacht, dass irgendwas nicht stimmt, und sieht die aufbrechenden Risse in der Fassade um sich herum immer deutlicher. Die ganze Charakteristik ist sehr überzogen, und besonders bei Truman finde ich es schon etwas zu sehr übertrieben. Er ist so leichtgläubig, herzensgut und naiv, dass man sich schweren Herzens dabei ertappt, ihn sich innerlich als Trottel zu bezeichnen.
Doch the truman show am Ende auch selber ein Hollywood-Film, der nicht das Massenpublikum abschrecken will, so gibt es auch eine Hollywood-typische Liebesgeschichte, die die Story antreibt, und in Rückblenden erklärt, warum Truman unbedingt auf die Fiji-Inseln reisen will, die Musik wird dick aufgetragen - eben auch, um die Emotionen des Zuschauers zu aktivieren. So hat the truman show auch immer mal wieder eine bewusste Ambivalenz: wir als Zuschauer fiebern mit Truman genauso mit, wie die Zuschauer im Film ihn an den TV-Geräten mitfiebern.
Für einen Hollywood-Film muss es natürlich noch ein Happy-Ending geben, ob ich an diesem was abgewinnen kann, oder der Film damit nicht doch geschadet wird, bin ich mir noch nicht sicher... (Im Grunde wird dem Erfinder und Produzenten der Show, der davor sich in einem Interview damit gerechtfertigt hat, Truman könne jederzeit das Studio verlassen, wenn er nur wirklich wolle, sein Leben mag zwar Fake sein, aber besser, als es in der realen Welt gewesen wäre, damit Recht gegeben.) Jedenfalls spricht dieser davor noch zu Truman aus dem Himmel als Gott und (TV-)Schöpfer herab. Eine wunderbare Symbolik.
Unter der Regie von Peter Weir ist the truman show auch angenehm ruhig gehalten, und hat hin und wieder durchaus eine weir-typische epische Breite. Jim Carrey als Truman gefällt mir auch, nur in Ausnahmefällen find ich ihn doch zu sehr in die Albernheit abrutschend.
Hatte große Lust, den Film nach sehr lange Zeit (der TV-Premiere damals) wiederzusehen, und gefällt mit durchaus aus heutiger Sicht etwas besser. Wo ich ihn früher streckenweise zu langatmig und nicht Komödie genug fand, weiß ich es heute mehr zu schätzen.
Zuletzt geändert: 2015.11.28, 17:13 | | 0 Kommentare | Kommentieren
Mit treibender Marsch-Musik untermalt werden im Vorspann Dokumentaraufnahmen gezeigt; die Persönlichkeiten des 1. Weltkrieges, in den Krieg ziehende Soldaten, Massenaufmärsche, Reden, Jagdszenen. Das lauter werdende Pfiepen einer herannahenden Granate. Eine Explosion. Schwarz. Das schwere Atmen eines Menschen in der stillen Dunkelheit.
Joe wurde von einer Granate total zerfetzt. Er wird zwar medizinisch bestens versorgt, aber nur, da nach Ansicht des Chef-Chirurgen Tillary lediglich der Gehirnteil unbeschadet blieb, der für die Funktionen wie Atmen zuständig ist, um ihn als medizinisches Exempel am Leben erhalten. Im Glauben, Joe würde den Unterschied sowieso nicht feststellen können, landet er schließlich in der Hausmeisterkammer.
Doch in dem "Stück Fleisch" (wie Joe sich selber bezeichnen wird) ist noch Leben und Bewusstsein vorhanden. Joe ist noch da, ohne Möglichkeit, sich mitteilen zu können.
In Rückblenden erinnert er sich, wie seine pazifistische Freundin Kareen ihn - im vollen patriotischem Eifer, für sein Land an die Front zu gehen - überreden versucht, mit ihr gemeinsam den Krieg zu entfliehen. Oder an den Tod seines Vaters.
Währenddessen muss er in der Wirklichkeit nach und nach feststellen, wie wenig von seinem Körper übrig blieb.
Die Erinnerungen vermischen sich mehr und mehr mit Träumen und werden immer surrealer.
Es ist im Handlungsverlauf durchaus eine tiefe christliche Symbolik vorhanden. So spielt Jesus (im Jenseits) mit einer Gruppe junger Soldaten, die wissen, wann und wo sie sterben, Karten; beeilend, den abfahrenden Zug nicht zu verpassen. Obwohl nicht tot, darf Joe auch dabei sein.
Ähnlich wie in Powells & Pressburgers Irrtum im Jenseits sind die Träume in Farbe, während sich die Wirklichkeit in s/w abspielt. Und ähnlich wie in Irrtum im Jenseits lässt sich - sicherlich auch innerhalb der christlichen Symbolik - interpretieren, ob die Träume und Halluzinationen nicht doch real sind.
So fragt Joe Jesus in einer Szene, wie er Traum & Realität unterscheiden könne, wie er merke, wann er träume - ohne Arme o. Beine bewegen zu können, Augen nicht mehr vorhanden sind, die aufgeschlagen werden können. Selbst Jesus muss schließlich passen und auf ein Wunder hoffen.
Es macht sich aber auch in der Realität eine Entwicklung durch, weg vom kühl & berechnend agierenden Tillary, über eine neue Oberschwester, die zu ersten mal die Fenster öffnet (ein sehr schöner Moment, wo Joe nur so vor Glück strotzt, durch die Wärme der Sonne und die Kühle der Nacht endlich die Zeit bestimmen zu können), bis zu einer neuen Schwester, die bereits Gefühle für Joe entwickelt.
Leider geht dem Film nach dem drastischen und bedrückenden, einem den Hals zuschnürenden Anfang (in dem Joe mehr und mehr entsetzt feststellen muss - noch in der Hoffnung, bald wieder auf den Beinen zu sein und die Welt wieder sehen zu können - das Arme und Beine amputiert worden sind, sein Gesicht nicht mehr vorhanden ist) etwas die Luft aus. Die Handlung besteht nunmal daraus, dass Joe alleine im Bett liegt und träumt. Richtige Spannung wird kaum aufgebaut, wodurch ich Johnny zieht in den Krieg mit der Zeit etwas langatmig fand (Bis auf das Finale zugesteuert wird).
Ich habe auch selten einen(Anti-)Kriegsfilm gesehen, in dem so wenig Krieg vorhanden ist - oder Kampfszenen zu sehen sind. Vielmehr steht die Persönlichkeit des Individuums Joe im Mittelpunkt; anstatt die Grausamkeiten des Krieges anhand Schlachten zeigen zu wollen, ist es hier die Gefühlslosigkeit der Menschen in der Armee.
Dies ist Dalton Trumbos, wegen der Kommunisten-Jagd während der McCarthy-Äras jahrelang mit einem Berufsverbot in Hollywood belegt, einzige Regiearbeit.
Zuletzt geändert: 2015.11.19, 19:00 | | 0 Kommentare | Kommentieren
In dieser melancholischen Mischung aus Gangster-Thriller und Film Noir auf japanisch ist die Welt kalt und emotionslos. Misakos Gestik ist durchweg ausdruckslos und wie versteinert. Vom Leben hat sie nichts zu erwarten. Hanadas Lebensinhalt definiert sich einzig über dessen "Beruf".
Stilvoll gefilmt und in ästhetischen s/w-Bildern gehalten ist Branded to kill im Handlungsverlauf etwas zerhäckselt geschnitten; Situationen auf 2 Zeitebenen sind ineinander geschnitten, oder Szenen gehen abrupt mitten in der Handlung in einander über. Dies verleiht dem Film eine (alb-)traumhafte und beinahe surreale Note.
Hanada wird sich in Misako verlieben, oder was er dafür hält. In einer Welt, in der die Auftragskiller streng nach Ränge gegliedert sind und ich gegenseitig angreifen, Liebe als menschliche Schwäche gilt, wird ihm das Zulassen von Gefühlen - in Anflug an Selbstüberschätzung - schließlich zum Verhängnis werden.
Zuletzt geändert: 2015.11.17, 18:44 | | 0 Kommentare | Kommentieren
Duccio Tessaris Film baut auf die interessante Ausgangssituation auf, dass Ted als vermeintlich unbeteiligter Dritter mitten ins Geschehen hinein geworfen wird, seine Vergangenheit dem Zuschauer, und ihm, sich puzzlestück-artig offenbart; quasi ist er sich dieser schutzlos ausgeliefert, wer er in Wirklichkeit ist bzw. war.
Gelotst wird er durch seine Vergangenheit von einem ehemaligen Kollegen - der natürlich darauf angewiesen ist, das Gestohlene wieder zu beschaffen - nie wissend, inwieweit ihm dabei die Wahrheit erzählt wird, oder nicht alles nur erfunden und konstruiert ist.
Kleinere Ungereimtheiten in der Handlung empfand ich als etwas störend. So erkennt Ted erst, nachdem er durch Sara erfahren hat, dass sie ihm nie ein Telegramm geschickt hat (mit der Bitte, zu ihr zu kommen), dass ihr Treffen inszeniert wurde; nachdem am Bahnhof ein Mann beim Vorbeigehen Ted erst mit dem Finger auf Sara zeigen musste, damit er sie erkennt. Guten Morgen.
Stylistisch zoomt und schwingt die Kamera wie verrückt, was mir auf Dauer etwas zu anstrengend war.
Spannend erzählt und typisch italienisch.
Zuletzt geändert: 2015.11.17, 17:51 | | 0 Kommentare | Kommentieren
In Texas nimmt sich Helge Schneider, wie nur wenige, die Freiheit heraus, nicht einen wirklichen Film mit einer eindeutigen linearen Handlung zu erzählen, vielmehr ist es ein Sammelsurium an kruden Witzen, Nummern & Gesangseinlagen; in einem zusammengerümpelten Set, in dem absichtlich nichts zusammenpasst (moderne Küche im Wilden Westen, oder eine neue getäfelte Wand nebens Haus). Oder Schneider hampelt einfach nur rum oder findet sich selber komisch... Auf Dauer war es mir stellenweise doch etwas zu langwierig, dafür wird aber auch immer mal wieder auf die Kacke gehauen. Und seine Mutti wird von einem Mann so plump und wie selbstverständlich in der Rolle in einer Frau gespielt, dass man eher lacht als das es altbacken wirkt.
00 Schneider schmiegt sich dem schon eher der Definition eines Films an. Das Set durchbricht hier nur im Detail die Film-Realität, so ist z.B. der Tiger im Käfig ein Mann im Kostüm, Lieutenant Körchgen wird von einer Gummi-Schlange fast erwürgt, bzw. "erwürgt" sich selber; oder die Polizei-Uniformen. Schneider spricht weniger aus dem Off und kommentiert auch eher das Geschehen, als dass die Fragmente wie in Texas miteinander zu verbinden. Dafür wird auch hier so plump und aufgesezt wie in einem schlecht-übertriebenden Werbespot gespielt, dass es Spaß macht.
Die Kameraführung & Bildkompositionen sind etwas ausgefeilter und nicht mehr so stark wie dahingerotzt, mit einer freischwingenden Kamera. Die Ästhetik ist nach wie vor auf dem Niveau einer billigen TV-Produktion.
In der Zweitrolle ist Schneider als der Kunstsammler & Bösewicht Nihil Baxter zu sehen, der wie der Nasenmann in Texas im Grunde viel zu blöd ist, um eine "Gefahr" darzustellen. Im ersten Film kommt Doc Snyder nicht durch die Schwing-Tür aus dem Saloon raus, im zweiten schafft es 00 Schneider nicht mit dem Auto über die Bordsteinkante (bis die Nachbarin kommt), das hat auch etwas von Gag-Recycling mit Variationen.
Auskennen tu ich mich in seinem Werk fast nicht. Als nächstes geht es dann mit Doktor Hasenbein! weiter, bis ich mich für bekloppt genug erkläre, für den nächsten Helge-Schneider-Film Geld auszugeben. Eigentlich ist vor allem Texas filmisch gesehen Schrott, der durch Helge Schneider zu "etwas" gemacht wird: sehenswertem.