Dienstag, 17. November 2015
Am Donnerstag Vormittag mochte ich diesen Satz der Psychologin nicht recht einzuordnen, erst an jenem Abend hörte ich von der Sache mit der Flüchtlings-Lawine von der Schwarzen 0; witzigerweise medial zuerst in der Sendung quer, die dieses Statement natürlich durch den Kakao zog.
Ich weiß nicht recht, es kann doch nicht mehr normal sein, das hier nur fast ausschließlich ein Meinungsbild vorherrscht, in dem Flüchtlinge nur als die unbekannte Bedrohung angesehen werden; sei es nicht offen hetzerisch menschenverachtend, die Einstellung offenbart sich bei vielen als nicht ganz verschieden - in einer Gegend, wo man im Grunde nicht viel selber davon mitbekommt, es sei denn, man stört sich daran, Frauen in Kopftüchern oder auch öfters Menschen augenscheinlich aus Afrika auf der Straße zu begegnen.
Nicht wirklich nachvollziehbar finde ich auch solche Argumente wie, das eigene Volk würde verarmen, während die Ausländer alles bekommen würden. Wo wären diese denn finanziell - wie so oft beschworen - besser gestellt?
Als Beispiel wurde in dem kleinen aufkommenden Gespräch auch gesagt, Friseure würden viel zu wenig verdienen, wieso gäbe man z.B. diesen oder anderen Geringverdienern wie Altenpfleger nicht mehr Geld oder , anstatt für Flüchtlinge. Mir erschließt sich die Zusammenmischung dieser 2 Themenkomplexe nicht; was hat der Lohn von Friseuren - und die Meinungen am Anfang des Jahres (Mindestlohn) kann man sich vorstellen - mit Flüchtlingen zu tun? Ich denke immer, wenn schon Geld ausgeben, dann wenigstens für sinnvolles, wie anderen Menschen zu helfen. Und ich kann nicht glauben, das für ein reiches Land wie Deutschland nicht möglich sein soll, dem viel beschworenen "deutschen Volk" und anderen Menschen in Not zu helfen. (Zudem helfen die ganzen ehrenamtlichen Helfer). Und ich habe mich noch keinem fragen gehört, was Grenzzäune und Patrouillen zur Abschottung kosten. Aber "Gefahren"-abwehr scheint ein höherer Zweck zu sein.




Gestern hatte ich keine Lust, aufzustehen. Am Wochenende bekam ich schon einen Vorgeschmack auf das, was vermutlich kommen würde; das erwartete hassgefüllte Gerede eines Verwandten zu den Aussagen von Politikern im TV, Flüchtlinge sollten nicht pauschal als potentielle Terroristen verdächtigt werden: sie hätten "die" doch selber ins Land geholt.

Nach der obligatorischen Schweigeminute wurde nach vorne heraus Sätze gesagt wie das schlimme sei, dass nun Menschen, die Schutz suchen, die Schuld zugesprochen werde - von jemandem, der schon ganz andere Kaliber vom Stapel gelassen hat. Ein unglaublicher Moment. Solidarität und Mitgefühl ausgesprochen.
Doch danach hieß es doch noch Vorhang auf! und Bühne frei für das Stammtisch-Gerede. Dass man es komisch findet, dass syrische Pässe neben 2 Tätern präsent da lagen hielt nicht davon ab, den "Flüchtlingsstrom" und den "offenen Grenzen" die Schuld zuzusprechen.

Passend dazu wurden heute Ausländer gehasst und wehleidig Dresden in zu weiter Entfernung gesehen, weil sie Abends Licht(!) anhaben (diesen Luxus können "wir" uns als Deutsche nicht leisten). Nicht vergessen schnell nachzuschieben, dass man nichts gegen "richtige" Flüchtlinge hätte, die vor Krieg fliehen, aber das seine ja nicht alle. Hohle Phrasen werden wie Feigenblätter vor sich hergeschoben.




Mittwoch, 11. November 2015
Eine wütende Menschenmenge marschiert durch die Straßen und protestiert gegen die ankommenden Flüchtlinge. Eine ältere Frau ruft, sie sollen wieder in ihr Heimatland zurückkehren und kämpfen (und sterben).

Nur kurze Zeit später wurde in einer lautstarken "Diskussion" (wenn nur eine Meinung lauthals vorherrscht, kann man das schlecht so nennen) bei uns genau dieser Satz hervorgebracht, welcher mich an den oben kurz beschriebenen Ausschnitt aus den Nachrichten auf BBC World News (noch im Sommer) erinnerte; in dem ein Flüchtling in die Kamera sagte "Before I thought Europeans have hearts, now I think they don't have hearts".
Sowieso kamen dabei einige interessante Einblicke zu Tage, nach welchen Kriterien sie Flüchtlinge "anerkennen" würden. Nachdem beklagt wurde, es würden ja nur Männer kommen (diese sollen gefälligst wieder zurück und sich gegenseitig umbringen): Frauen tragen Kopftücher, wollen wir auch nicht haben. Kinder - nehmen nur die Kindergartenplätze weg. Im Endeffekt also keiner.

Ein Trauerspiel ist es für mich auch, das ich mich dabei in einer Einrichtung für psychisch kranke befinde, diese gerne die Ausgrenzung in der Gesellschaft seitens der "Normalen" ihnen gegenüber beklagen - dabei wird diese Ausgrenzung in vielleicht härterer Form ihrerseits gegenüber Flüchtlingen vollzogen. Mich würde es auch interessieren, wie schaut die Offenheit oder eben Abschottung gegenüber Menschen aus anderen Ländern woanders aus in Deutschland unter psychisch kranken Menschen? Oder ist es das sagenumwobende "DunkelDeutschland"? Der Ort?

Ein Fremdschämen ganz besonderem Spektakels konnte ich vor einiger Zeit erleben, als jemand in der Öffentlichkeit herausgerufen hat, die Ausländer sollten alle in ein See gejagt und Stromkabel reingesteckt werden. Keine Widerrede, keine Regung.




Freitag, 6. November 2015
und es kommen immer wieder welche nach." Wenn ich daran denke, wie für nahezu fast jedem Menschen um mich herum (und Verwandte) so eine ausländerfeindliche Stimmung normal und selbstverstöndlich ist, mit einer mehr oder weniger offenen Menschenverachtung - selbst Nähe und Symphatien für Pegida oder NPD - läufts mir kalt den Rücken runter.
Man könnte meinen, sie würden selber von Flüchtlingen, verdrängt, überrannt und vergwaltigt werden. Momentan leben in diesem Ort ca. 300 Flüchtlinge (bei knapp 30.000 Einwohnern).