Sonntag, 21. Februar 2016
Worte über: Buch
Nach dem Auflösen des medienwirksamen Lula-Landry-Falls befindet sich der Privatdetektiv Comoran Strike im beruflichen Aufwind und bekommt einen Auftrag nach dem anderen. Zwar besteht sein Klientel ausschließlich aus der reichen Elite - vornehmlich, um dem fremdgehenden Partner nachzuspionieren, nicht gerade spannend und sich immer wieder für Strike widerholende Tätigkeiten; aber er nimmt trotzdem einen Fall nach dem anderen an, ohne Zeit für ein eigenes Privatleben, um endlich geliehendes Geld an seinen Vater zurückzahlen zu können, sowie um sich von Gedanken über seine Ex-Freundin Charlotte abzulenken. Klienten, die in der Hoffnung kommen, er würde sie kostenlos helfen, lehnt er strikt ab. Doch eines Tages erscheint Leonora Quine, die Frau des (nur leidlich begabten, dafür aber reichlich selbstüberschätzten) Autors Owen Quine. Dieser sei nach der Fertigstellung seines letzten Buches und selbstbetitelten Meisterwerkes "Bombyx Mori" - in dem er nur leidlich durch Symboliken verkleidet über jedem Menschen in seinem Umfeld, sei es seine Agentin, Verleger, oder Editor - giftig abrechnet - verschwunden. Selbst nicht wissend warum, und sich später ärgernd, nimmt er den Fall an. Dies führt nicht nur zu Sturnrunzeln seiner Assistentin Robin; er selber wird - nachdem daraus ein Mordfall geworden ist, mit seinem Glauben an Leonora für lange Zeit alleine dastehen und sich selber nicht nur einmal fragen, ob er noch selber bei Verstand ist.

Nach dem magischen The Cuckoo's Calling habe ich mir viel zu lange Zeit gelassen, um endlich J.K. Rowlings (unter dem Pseudonym Robert Galbraith) zweiten Comoran Strike Roman zu lesen. Hat mich erster von der ersten Zeile an in Beschlag genommen - die Einleitung des Falls; Strike, zwar sehr kompetent aber erfolglos; seine nur durch einen Fehler neue Zeitarbeiterin Robin, die auf dem ersten Weg zu seinem Büro nach dem Heiratsantrag ihres Freundes Matthew förmlich mehr schwebt als geht und durch ihren Augen jede noch so verschmutzte Ecke in London traumhaft schön erscheint, während Strike im selben Moment vor einem Scherbenhaufen seines Privatlebens steht.
Hier sind sie uns schon vertraut, und der Effekt des ersten Kennenlernen für den Leser natürlich verflogen. Dass ich The Silkworm für schwächer halte, liegt eig. nur darin begründet, wie sehr mich das erste Buch begeistert und verzaubert hat. Da kann der Nachfolger für mich nur etwas abfallen. The Silkworm braucht doch etwas Zeit, bis er so richtig Fahrt aufnimmt, spätestens aber, nachdem aus dem Verschwinden (natürlich) Mord wird, wirds immer spannender.
Auffallend finde ich nur, dass Autoren, die per e-books veröffentlichen, konsequent schlecht sind, und in ihrer Sicht ihre Größe von den Verlagen verkannt wird. Das wirkt für mich etwas wie ein Seitenhieb auf solche Autoren und das Hochhalten des konservativen Verlagswesens (keine Ahnung, wie gut oder schlecht die Mehrzahl von ihnen in der Realität sein mag...).
Zugegeben gelang es mir auch nicht ganz, die ganzen Personen und ihre Eigenschaften auseinander zuhalten.

Doch auch auf der persönlichen Ebene werden die Entwicklungen der Figuren weiter geführt. Robin reibt mit ihrem Verlobtem Matthew mehr und mehr aneinander, dieser kann nicht verstehen, dass sie den Job so sehr liebt, kann Strike nicht leiden, und ist förmlich eifersüchtig, dass sie so gerne für Strike arbeitet. Sie geraten deswegen immer wieder aneinander, was sich zuspitzt, und Robin will sich endlich durchsetzen. Matthew erscheint mir eher als ein riesengroßes Arschloch...
Doch auch zwischen Strike und Robin gibt es Zündmaterial an der Front, da er nicht merkt, wie sehr ihr die Arbeit am Herzen liegt und das Arbeiten in der Branche ihr Traum ist, und sie Angst hat, mit der Zeit alleinig als Sekretärin hinter dem Schreibtisch abgeschoben zu werden.
Strike machen die Erinnerungen an seiner langen Vergangenheit mit Charlotte zu schaffen.

Auf Englisch gelesen, finde ich auch dieses Buch wieder sehr schön geschrieben. Finde ich die Harry Potter Bücher zu einfach formuliert (okay, sind auch für vorrangig für Kinder) war ich bei The Cuckoo's Calling von J.K. Rowling sehr überrascht (The Casual Vacancy noch ungelesen). In ihrem späten Alter kommt sie erst richtig in Form und wird uns hoffentlich noch länger viele Strike-Romane bescheren. Obwohl ich es auch wieder schade finden würde, wenn es wieder nur eine Reihe um eine Person gibt. Dass raubt auch wieder die Abwechslung, so schön es auch ist, die Entwicklung von Strike (und Robin) über einen längeren Zeitraum mitzuverfolgen.

Und hoffentlich wird es nicht wieder so lange dauern, bis ich Career Of Evil lesen werde...