Zuletzt geändert: 2016.02.14, 23:07 | | 0 Kommentare | Kommentieren
Denn was Truman nicht was: er ist der Star seiner eigenen TV-Show, die ganze Stadt nur eine riesengroße Kulisse, und jeder Mensch um ihn herum Schauspieler.
Die überkandiedelte Kleinstadtidylle erinnert mich an David Lynchs Blue Velvet, doch wo Blue Velvet sich von der Kleinstadt-"Realität" löst und nach und nach in den Sumpf der menschlichen Abgründe abtaucht, taucht the truman show in die Abgründe des TV-Business ein.
Als Satire hält sich der Film nicht gerade subtil, die ganze Zeit werden zur Werbung Produkte in die Kamera gehalten und angepriesen, wir bekommen nicht nur einen Lehrkurs, wie man richtig mit emotionaler Musik manipuliert, sondern wie sich Truman unbewusst nach Drehbuch manipulieren und fernsteuern lässt.
Truman könnte auch als der naivste Mensch der Welt eingehen (inklusive Dödel-Frisur), so freut er sich (und findet es kein bisschen seltsam) von einem Regenguss auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden, ein vom Himmel fallender Scheinwerfer scheint ihn nicht länger zu beschäftigen; erst, als er seinen totgeglaubten Vater sieht und dieser von Passanten weggeschleppt wird, hegt er Verdacht, dass irgendwas nicht stimmt, und sieht die aufbrechenden Risse in der Fassade um sich herum immer deutlicher. Die ganze Charakteristik ist sehr überzogen, und besonders bei Truman finde ich es schon etwas zu sehr übertrieben. Er ist so leichtgläubig, herzensgut und naiv, dass man sich schweren Herzens dabei ertappt, ihn sich innerlich als Trottel zu bezeichnen.
Doch the truman show am Ende auch selber ein Hollywood-Film, der nicht das Massenpublikum abschrecken will, so gibt es auch eine Hollywood-typische Liebesgeschichte, die die Story antreibt, und in Rückblenden erklärt, warum Truman unbedingt auf die Fiji-Inseln reisen will, die Musik wird dick aufgetragen - eben auch, um die Emotionen des Zuschauers zu aktivieren. So hat the truman show auch immer mal wieder eine bewusste Ambivalenz: wir als Zuschauer fiebern mit Truman genauso mit, wie die Zuschauer im Film ihn an den TV-Geräten mitfiebern.
Für einen Hollywood-Film muss es natürlich noch ein Happy-Ending geben, ob ich an diesem was abgewinnen kann, oder der Film damit nicht doch geschadet wird, bin ich mir noch nicht sicher... (Im Grunde wird dem Erfinder und Produzenten der Show, der davor sich in einem Interview damit gerechtfertigt hat, Truman könne jederzeit das Studio verlassen, wenn er nur wirklich wolle, sein Leben mag zwar Fake sein, aber besser, als es in der realen Welt gewesen wäre, damit Recht gegeben.) Jedenfalls spricht dieser davor noch zu Truman aus dem Himmel als Gott und (TV-)Schöpfer herab. Eine wunderbare Symbolik.
Unter der Regie von Peter Weir ist the truman show auch angenehm ruhig gehalten, und hat hin und wieder durchaus eine weir-typische epische Breite. Jim Carrey als Truman gefällt mir auch, nur in Ausnahmefällen find ich ihn doch zu sehr in die Albernheit abrutschend.
Hatte große Lust, den Film nach sehr lange Zeit (der TV-Premiere damals) wiederzusehen, und gefällt mit durchaus aus heutiger Sicht etwas besser. Wo ich ihn früher streckenweise zu langatmig und nicht Komödie genug fand, weiß ich es heute mehr zu schätzen.